BMI & Co.
Wiegen ist nur die halbe Miete
Wie kürzlich zu lesen war, ist nun auch Michelle Obama, die attraktive Gattin des US-Präsidenten, auf den BMI gekommen. Sie hat es sich nämlich zum Ziel gesetzt, etwas gegen die ständig zunehmende Verfettung amerikanischer Kinder und Jugendlichen zu tun – ein auch hierzulande zu beobachtendes Phänomen. In diesem Zusammenhang habe sie sich zum ersten Mal mit dem BMI beschäftigt, schrieb sie auf „Yahoo“. Besonders besorgt sei sie, dass auch der BMI ihrer beiden Töchter Sasha (9) und Malia (12) immer größer werde. Nun denn, sicher gibt’s im Weißen Haus auch nicht nur Vollwertiges, sondern öfter mal nen Hamburger, Fritten und Coke…

Er wurde 1832, also vor fast 200 Jahren, von dem belgischen Mathematiker Adolphe Quételet entwickelt, der sich einen großen Ruf durch seine bahnbrechenden anthropometrischen Arbeiten erwarb. Er suchte eine Formel, mit der er die moralischen und physischen Entwicklungen der Menschen bewerten und vorhersagen konnte. Quételet gilt als Begründer der modernen Sozialstatistik, aber an eine Einteilung der Menschen in Normalgewichtige, Übergewichtige und Adipöse – wie wir das heute mit seinem BMI tun – hat er damals bestimmt nicht gedacht.
Der BMI (BMI steht für Body-Mass-Index) wird seit Jahren international als Orientierungsmaß für Normal-, Überoder Untergewicht angewandt. Er berechnet sich aus dem Körpergewicht in Kilogramm dividiert durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat man bei BMIWerten zwischen 18,5 und 24,9 Normalgewicht, von 25,0 bis 29,9 Übergewicht und ab 30,0 beginnt der Bereich der Adipositas
Wie und wann wiegt man sich, wenn man den BMI ausrechnen will? Immer zur gleichen Zeit, z.B. vor dem Frühstück, am besten unbekleidet. So lassen sich Gewichtsschwankungen, etwa durch unterschiedliche Kleidung oder unterschiedlich große Trinkmengen direkt vor dem Wiegen, weitgehend ausschließen. Es reicht völlig aus, sich einmal pro Woche zu wiegen. Verändert sich Ihr Körpergewicht um 1 Kilogramm von einer Woche auf die andere, so kann dies auch auf Wasserverschiebungen beruhen. Diese sind völlig normal und haben nichts mit Veränderungen des Körperfetts zu tun.
Ursprünglich war der BMI für gesunde Nichtsportler konzipiert. Da Muskelgewebe aber schwerer als Fettgewebe ist und Sportler – vor allem Kraftsportler – deutlich mehr Muskelmasse als Nichtsportler haben, weist der BMI für Athleten zu hohe Werte aus. Vitali Klitschko wäre mit einer Körpergröße von 1,98m, einem Gewicht von 110kg und einem daraus resultierenden BMI von 28,06 als übergewichtig und fast adipös einzustufen.
Im Kraftsport ist der BMI als Kriterium für Übergewicht somit nur äußerst begrenzt aussagefähig. Vielmehr ist ein BMI-Wert über 25 insbesondere bei Sportlern meist ein Hinweis auf eine große Muskelmasse. Darüber hinaus berücksichtigt der BMI weder den individuellen Körperbau, noch sagt er etwas darüber aus, wo sich das Körperfett konzentriert. So geht der berüchtigte Rettungsring um den Bauch viel häufiger mit Krankheiten wie Diabetes und Herzinfarkt einher als der Speck an Beinen oder Armen.